Nun ist es endlich offiziell: Sophia Flörsch wechselt von der Formel 3 in die DTM und hat sich wie immer viel vorgenommen. Die junge Münchnerin geht 2021 mit ihren Teamkollegen Mike Rockenfeller und Kelvin van der Linde - ein Duo mit reichlich internationaler Motorsport-Erfahrung - auf einem ABT Audi R8 LMS in der GT3-DTM an den Start. Flörsch folgt auf Katherine Legge und Rahel Frey als dritte Frau im ABT-Audi-Team. Wir sprachen nach dem ersten Test in Hockenheim mit der 20-Jährigen über die bevorstehende Saison.
MOTUL unterstützt Markenbotschafterin Sophia Flörsch in der DTM
19.04.2021
Sophia geht mit dem ABT Audi in die Saison 2021
Sophia, kannst du uns ein paar Fakten zum ABT-Audi geben?
In Hockenheim bin ich ja noch einen Test-Audi R8 LMS GT3 gefahren. "Mein" Auto wird bis erst zum zweiten offiziellen Test am Lausitzring (04.-06.Mai) auch im finalen Design fertig sein. Ich kann nur so viel verraten: das Design ist richtig cool und ich werde dann auch verkünden können, wie das Auto heißen wird!
Was sind die größten Unterschiede zwischen Formel und DTM?
Der größte Unterschied ist im Grunde das Gewicht: ein Formel-Auto liegt etwa bei 620 kg, wohingehen ein DTM-Auto mit über 1200 kg das doppelte wiegt! Dadurch geht viel Aerodynamik verloren, du musst sehr viel früher bremsen und man kommt deutlich langsamer durch die Kurven. Insgesamt dauert alles ein bisschen länger, bis etwas passiert ... wenn das Heck kommt, hast du ein bisschen mehr Zeit im Vergleich zum Formel-Auto, wo alles sehr schnell geht. Das Gewicht verlagert sich beim Bremsen deutlich stärker auf die Vorderachse und der Weight-Transfer ist in den Kurven deutlich langsamer. Außerdem sind gewisse Fahrhilfen (ABS, Traktionskontrolle, etc.) verbaut, da es ja unter anderem auch ein Fahrzeug für Amateur-Fahrer und Gentlemenfahrer ist.
Was erhoffst du dir von der Saison 2021?
Ich glaube, dieses Jahr wird ein sehr spannendes Jahr für mich. Mit der DTM und der FIA WEC starte ich in zwei extrem starken Meisterschaften auf nationaler und internationaler Ebene. Es wird also sehr lernintensiv für mich, da ich sehr viele Kilometer auf sehr guten Rennstrecken in beiden Meisterschaften sammeln werde und ich freue mich auf die Saison. Es sind sehr unterschiedliche Welten - einmal Langstrecke in einem Auto, das sehr viel Aerodynamik hat und sehr schnell ist und auf der anderen Seite die DTM, die extrem professionell ist und ein starkes Fahrerfeld mit großen Namen hat. Es wird ein Jahr, das ich so noch nie hatte, deshalb freue ich mich extrem drauf und möchte mich natürlich immer weiter verbessern und an die Teamkollegen herankommen ... und sie auch schlagen!
Du bist schon jetzt ein Role-Model für deine jüngeren Fans. Warum gibt es so wenig Frauen, die in den top Motorsport-Serien fahren?
Ich glaube, das Problem entsteht schon im ganz jungen Alter. Es gilt als normal, dass ein Junge ein blaues Zimmer und ein Spielzeugauto bekommt und ein Mädchen ein rosa Zimmer und eine Puppe. Die Gesellschaft sieht es eher als normal an, dass Jungs Autos mögen und Rennen fahren und dies ist auch der Grund, warum es im Motorsport nicht so viele Mädchen gibt. Und das muss sich ändern. Es gibt nur einen kleinen Anteil an Mädchen im Kartsport und das wird natürlich nach oben hin dann immer weniger. Sobald es eine erfolgreiche Frau im Top-Motorsport gibt, die beweist, dass du eine Frau mit langen Haaren, Schminke und Nagellack sein kanst und gleichzeitig in der Formel 1 gewinnen kannst, wird es auch von der Gesellschaft mehr und mehr akzeptiert werden. In den letzten Jahren hat sich im Motorsport schon einiges getan, aber es gibt noch einiges zu tun, sodass der Anteil noch deutlich größer wird!