Wer an Alabama denkt, wird den US-Bundesstaat sicherlich eher mit Pick-ups und Muscle Cars in Verbindung bringen als mit Fahrzeugen des Volkswagen-Konzerns. Doch weit gefehlt: Im Herzen Alabamas befindet sich einer der größten VAG-Tuner Nordamerikas. Wir haben uns mit Ralph J McBride zusammengesetzt, um herauszufinden, wie es ist, im tiefsten Süden der USA deutsche Autos zu tunen.
SWEET HOME ALABAMA: DIE HEIMAT VON VAG-TUNER APR
01.03.2019
Ralph, kannst du etwas über APR erzählen und verraten, was euer Unternehmen ausmacht?
Wir sind ein Tuning-Unternehmen mit Sitz in Auburn, Alabama, und wir konzentrieren uns hauptsächlich auf Produkte des Volkswagen-Konzerns wie den Audi RS3 und den Golf GTI. Wir haben weltweit über fünfhundert Vertriebspartner. Abgesehen von der Größe unseres Unternehmens ist es unsere Forschungs- und Entwicklungsabteilung, die uns auszeichnet. Unser beliebtestes Produkt/Service, das wir im Angebot haben, ist beispielsweise ein ECU-Software-Upgrade. Während viele Tuning-Unternehmen nur die Originalsoftware des Herstellers anpassen, entfernen wir die alte Software und ersetzen die gesamte Software durch unsere eigene. Das gibt uns die volle Kontrolle und macht die Abstimmung zuverlässiger, ruhiger und stabiler.
Wie viel Forschung und Entwicklung macht ihr eigentlich inhouse?
Wir entwickeln fast alle unsere Produkte inhouse. Als wir zum Beispiel ein neues Turbopaket für die Audi S3-Plattform entwickelten, haben wir auf dem Dyno tatsächlich mit über 400 Läufen getestet und optimiert. Wir haben hier zwei Mustang-Dynos in unserer R&D-Abteilung, einen für Messungen am Rad und einen nur für den Motor. Deshalb haben wir eine so starke Partnerschaft mit Motul, weil Motul dieselbe Philosophie in puncto Forschung und Entwicklung hat.
Erläutere bitte den Prozess, wenn ein neues Produkt im VAG-Konzern gelaunched wird. Wie geht ihr das an?
Wenn sich eine neue Möglichkeit für uns ergibt bzw. eine neue Plattform gelaunched wird, analysieren wir sie so intensiv wie möglich. Zudem versuchen wir herauszufinden, ob Bedarf an einem Nachrüst-Tuning für dieses spezifische Modell besteht. Wenn ja, kaufen wir ein Auto und beginnen mit dem Test- und Entwicklungsprozess. Zurzeit haben wir etwa 14 Autos bei uns, die sich alle in verschiedenen Entwicklungsstadien befinden. Wenn wir einen Punkt erreichen, an dem ein Produkt seinen Produktionsstandard erreicht, bringen wir das Auto zu Events und Trackdays und zeigen es unseren potenziellen Kunden.
Wie ist eure Beziehung zu den Herstellern – sofern es überhaupt eine gibt?
Audi schützt seine Marke sehr und das zu Recht. Aber wir haben eine andere Vision. Wir helfen Audi dabei, mehr Produkte zu verkaufen. Viele unserer Kunden kaufen ein Auto mit der Idee, es von APR optimieren zu lassen. Wir versuchen also, eine positive Beziehung zu Audi zu haben, und manchmal klappt das auch. Hier in den USA, in Chattanooga, Tennessee, gibt es ein Volkswagen-Werk, in dem der Atlas, das große SUV, gebaut wird. Wir haben mit ihnen zusammengearbeitet, um eines der übertriebensten SUVs zu machen, das wir uns vorstellen können. Das war ein wirklich cooles Projekt.
Welche Veränderungen nehmt ihr an Autos vor, um ihre Performance zu verbessern?
Wir arbeiten mit verschiedenen Stufen. Stage 1 ist hauptsächlich ein ECU-Tuning, bei dem wir die Originalsoftware gegen unsere eigene austauschen. Das ist ziemlich unkompliziert und kommt ohne große Eingriffe aus. In Stage 2 beginnen wir mit einem aggressiveren Steuergerätetuning und aktualisieren die Software des Getriebes. Darüber hinaus nehmen wir auch einige Hardware-Upgrades vor, beispielsweise einen Ladeluftkühler und eine Downpipe. Das macht sofort einen großen Unterschied. (Beim Audi RS3 werden mit der Stage 2 rund 547 PS erreicht). Stage 3 ist unsere höchste Ausbaustufe, in der wir uns intensiv mit der Hardware und vor allem dem Turbo beschäftigen. Zusätzlich tauschen wir hier rund 23 Teile aus.
Welche Autos bieten das größte Potenzial für Veränderungen durch APR?
Eines der spektakulärsten Autos ist der neue Audi RS3. Das Teil hat die Branche auf den Kopf gestellt. Wir haben einen Weltrekord-RS3 gebaut, der die Viertelmeile in etwa 9,7 Sekunden zurücklegte, was unglaublich ist. Momentan schauen wir uns auch den Porsche 718 Cayman an. Dieses Auto hat ein unglaubliches Paket mit wahrscheinlich einem der besten Getriebe, die wir je gesehen haben. Es dürfte ziemlich spektakulär werden, wenn du die Leistung etwas anpasst.
Last but not least: Wir wollen mehr über den Golf RLMS hören. Was steckt dahinter?
Das RLMS ist mein Baby (lacht). Es ist das Auto, das wir für die SEMA-Show gebaut haben. Das Projekt ist ein fortlaufender Work-in-Progress. Im Grunde haben wir uns den Audi RS3 TCR-Rennwagen angesehen und einen von diesem Auto inspirierten VW Golf gebaut. Obwohl er jetzt das weiße Interieur hat, ist es wirklich ein Auto, das für die Strecke gebaut wurde. Wir werden es nächstes Jahr ändern. Das RLMS wird definitiv spektakulär.